Gegensätze ziehen sich an. Sie heißt Imke Turau, ist 36 Jahre alt, kommt aus Quickborn-Heide,
antwortet auf die Frage nach ihrem Beruf mit „Heilerin“ und macht Dinge, die den allermeisten
Menschen ziemlich suspekt erscheinen: Schmerzumwandlung, spirituelle Geburtsvorbereitung und
energetische Heilbehandlungen. Er heißt Reinhart Müller, ist 60 Jahre alt, besitzt einen Doktortitel der
Medizin, kam 1977 an die Henstedt-Ulzburger Paracelus-Klinik, war bereits mit 34 Jahren einer der
jüngsten Chefärzte Deutschlands und leitet noch heute die gynäkologische Abteilung des
Krankenhauses.
Doch die beiden, die auf den ersten Blick so unvereinbar zu sein scheinen, bilden tatsächlich eine
hervorragende Kombination. Denn obwohl es ihm sein Berufsrecht bislang verbietet, auf fachlichem
Gebiet mit Nicht-Medizinern zusammenzuarbeiten, versucht der Doktor seit vier Jahren, gemeinsam
mit der Heilerin zumindest die Grenzen bekannter Denkstrukturen zu sprengen. Ihr Plädoyer: Um
Patienten wirksam zu helfen, sollten Schulmedizin und Komplementärmedizin besser miteinander
kooperieren! „Der Mensch ist doch viel zu komplex, als dass seine Krankheiten nur nach
vorgefertigtem Schema behandelt werden sollten“, sagen Turau und Müller unisono.
Dabei musste vor allem Reinhart Müller lernen, dass die Kraft energetischen Heilens mehr bewirken
kann als das, was seine eigene Zunft zu tun vermag. Als sein Bruder vor etlichen Jahren an einer
schweren Form Multipler Sklerose erkrankte und dessen Leiden im Laufe der Jahre trotz
Behandlungen diverser Spezialisten immer stärker wurde, entschloss er sich schweren Herzens, Imke
Turaus Vorschlag aufzugreifen, die ihm gesagt hatte: „Ich kann ihm helfen. Aber er muss seine
Schmerzmittel absetzen.“
„Das kann nicht gut gehen, habe ich damals gedacht“, erinnert sich Müller – und wurde eines
Besseren belehrt. Mit Hilfe energetischer Fernbehandlung erreichte Heilerin Turau via Telefon, dass
es dem kranken Bruder zusehens besser ging. „Vorher hat er nicht mal mehr geredet. Doch dann ist
er endlich wieder Mensch geworden“, freut sich Müller noch heute, „bei der Medizin hingegen ist er in
einer Sackgasse gelandet.“ Imke Turau ist ebenfalls froh über den Erfolg und erklärt, wie sie das
gemacht hat: „Das ist eine reine Weiterleitung von Energien.“
Sie ist überzeugt, dass jede Krankheit Ursachen hat, die im Verborgenen liegen. Müller hingegen
warnt davor, Krankheiten ausschließlich auf die Psyche zurückzuführen. Dennoch respektieren sie
ihre unterschiedlichen Methoden, Menschen zu helfen. Und weil das so ist, profitieren Hilfesuchende
von dem wechselseitigen Austausch zwischen Dr. Müller und Heilerin Imke Turau.
Wenn etwa eine Patientin über permanente Bauchschmerzen oder Blasenprobleme klagt, der
Gynäkologe aber trotz intensiver Untersuchungen keine organischen Ursachen ausmachen kann,
dann gibt er ihr den Tipp, es doch mal bei Imke Turau zu versuchen. Umgekehrt weiß Turau, wen sie
um kompetenten ärztlichen Rat fragen kann, wenn jemand mit einem schwer wiegenden
gesundheitlichen Problem zu ihr kommt.
Garantien, entweder auf die eine oder auf die andere Weise gesund zu werden, kann weder Reinhart
Müller noch Imke Turau abgeben. Die Fähigkeit aber, einen Sachverhalt auch mal von einer komplett
anderen Seite zu betrachten, unterstützt sie dabei, Menschen in Not zu helfen.
Erschienen in: Hamburger Abendblatt / Norderstedter Zeitung 22.09.2004